Gemeinschaftsraum

Während sie redete wurde ich noch blasser als ich sowieso schon war. Natürlich würde er sterben und verrotten, aber ich könnte es ihm nicht an tun. Es war ein Segen und Fluch zu gleich und ich wollte nicht, dass er es ertragen musste.
"Ja werde ich." meinte ich schließlich trocken und starrte sie ausdruckslos an.

L. Ich stieß ein dumpfes Lachen aus. Das klang so... kitschig. Anstatt sich einen Ruck zu geben, würde er sie beide darunter leiden lassen. Ace würde zwangsläufig älter werden und langsam aber sicher an der Seite seines Vampir leiden, und Lucian würde zu sehen, wie sein Liebster dahin siechte.
Es wäre gut, ihnen beiden vielleicht zu helfen. Auch wenn sie nicht wollten. Ich war ein Vampir. Ich konnte Ace auch zu einem machen.
"Wie dramatisch. Glaubst du nicht, dass es euch Beiden damit nur beschissen geht?"

"Ich weiß, dass ich egoistisch bin. Und selbst wenn...er hat das doch nicht verdient."
Warum nur war alles immer so kompliziert? Ich war am Verzweifeln.

L. "Hat es nicht verdient, die Chance zu haben, mit dir glücklich zu sein, über die Zeit hinaus? Er wäre an deiner Seite, für immer, denkst du nicht, dass es für ihn besser wäre? Ihr wärt einander ebenbürtig, du müsstest keine Angst mehr um ihn haben. Nicht mehr fürchten, ihm zu weh zu tun. Ihr könntet wirklich glücklich sein. Du brauchst ihn nur zu verwandeln."
Meine Stimme war ein leises, eindringliches Flüstern und ich war ihm unbewusst näher gekommen.

In meinen Augen flimmerte Panik auf, weil sie ja Recht hatte, aber eine kleine gemeine Stimme in meinem Kopf meinte, dass er mich dann auch einfach verlassen könnte. Ich hasste mich dafür, dass ich so dachte nur weil ich ihn nicht verlieren wollte.
"Aber..."
Der Protest blieb in meiner Kehle stecken und ich leckte mir nervös über die Lippen. Was würde Ace dazu sagen?

L. Ich merkte, dass er kurz davor war aufzugeben und lächelte.
"Denk drüber nach. Ihr könntet wirklich glücklich werden."
Summend zwinkerte ich Ace kurz zu und sprang die Treppenstufen runter.
"Ich glaube ihr habt viel zu bereden."

Ich nickte stumm und starrte an die Wand, in meinen Gedanken gefangen. Meine Zunge tat weh und ich merkte wie meine Handballen sich langsam taub anfühlten, aber ich traute mich noch nicht die Finger zu entspannen, nicht wenn sie noch da war.

L. Zufrieden hüpfte ich die Treppe zu meinem Schlafsaal hoch.

Wütend sah ich Lily nach, ich Hatte mich nicht getraut, etwas zu sagen. Aber jetzt sah ich zögernd zu Lucian und nahm vorsichtig seine Hand in meine.
"Lucian? Alles... okay?"

"Ja...alles in Ordnung", erwiderte ich mit bebender Stimme und zog meine Hand weg um durch den Raum zu tigern. Immer wieder hin und her. Ich wollte nur diese Gedanken vertreiben.

Verwirrt und besorgt sah ich ihm ein wenig zu. Er wirkte absolut aufgewühlt, aber ich war mir unsicher, ob er reden wollen würde. Doch es brachte nichts.
"Es sieht aber nicht alles okay aus."

Ich blieb ruckartig stehen und glitt einfach an der Wand, welche mir am nächsten war, in die Hocke. Haare raufend sah ich zu ihm, es fiel mir schwer nicht einfach total durchzudrehen.
"Was hältst du von der Idee?"

Zitternd ging ich zu ihm und kniete mich vor ihn, legte die Hände auf seine Knie und zuckte leicht mit den Schultern.
"Ich weiß es nicht", erwiderte ich ehrlich.
"Ich will dich nicht verlieren, deshalb habe ich selbst mal daran gedacht."

"Ich will die Ewigkeit nicht ohne dich verbringen."
Schniefend starrte ich auf den Boden und versuchte mich zu beruhigen. Warum nur dachte ich immer so?

Ich setzte mich neben ihn und legte die Arme um ihn.
"Vielleicht wäre es besser" flüsterte ich heiser und krallte kurz die Fingernägel in meine Handfläche.
"Aber ich würde wollen, dass du es tust, kein anderer."

Verwundert musterte ich ihn.
"Wieso sollte es besser sein?"
Ich war hin und her gerissen zwischen dem Wunsch ewig mit ihm zusammen zu sein und der unbändigen Angst, dass vielleicht gerade das unser Untergang sein könnte.

"Weil sie Recht hat... ich werde älter und werde sterben, du als Vampir nicht. Ich will dich nicht leiden sehen. Ich will mit dir zusammen sein, von mir aus bis in die Ewigkeit."
Ich biss mir auf die Unterlippe und sah ihn unsicher an. Was würde er dazu sagen?

"Aber was wenn du dich entscheidest, dass ich nicht mehr gut genug für dich bin?"
Ich merkte noch nicht mal, dass ich eine meiner größten Ängste gerade laut aussprach und starrte auf den Boden. Noch nicht sicher was ich ihm antworten sollte.

"Du wirst immer gut genug für mich sein. Ich liebe dich, ob ich sterblich bin oder nicht, daran wird sich nichts ändern."
Ich drückte ihn tröstend an mich und vergrub das Gesicht in seinen Haaren. Ich hatte mir schon vor der Ghoulsache Nicht vorstellen können, ihn zu verlassen. Dafür liebte ich ihn zu sehr.

Ich schlang die Arme um seinen Hals und schluchzte leise. Wieso nur liebte er mich so? Ich hatte ihn einfach nicht verdient.
"Dann..." fing ich zögerlich an nachdem ich mich einigermaßen beruhigt hatte.
"Lass es uns bald machen."

Ich zog ihn einfach fester an mich und strich über seinen Rücken. Er litt wirklich, und das machte mir zu schaffen.
"Sobald du bereit dazu bist", erwiderte ich auf seine Worte und hauchte ihm einen Kuss auf die Stirn.

Ich nickte und lächelte ihn schwach an. "Danke."
Meine Augen glänzten feucht und ich vergrub meine Finger in seinen Haaren. Ich würde ihn deswegen nicht verlieren.

Sanft erwiderte ich sein Lächeln und strich mit den Fingerspitzen Über seine Wange.
"Schon gut. Es wird sicher alles gut gehen."
Angst hatte ich natürlich. Aber ich vertraute ihm. Alles würde gut gehen.

Ich lehnte meine Stirn an die seine und schloss die Augen. Zumindestens in diesem Moment war ich zuversichtlich, dass es ewig währen würde.

Lächelnd löste ich mich nach einer Weile von ihm.
"Wir sollten nach oben gehen. Hier ist es doch etwas unsicher, so herum zu sitzen."
Vielleicht würde es ihm besser gehen wenn er wirklich sah, dass ich ihn nie verlassen würde.

"Ja klar"
Grinsend richtete ich mich auf und warf einen letzten Blick in Richtung des Mädchenschlafsaals. Ich hatte Angst, dass sie etwas tun würde bevor ich es täte. Wir mussten vorsichtig sein.