Kings Cross und Gleis 9 ¾

"Du denkst immer noch darüber nach, oder? Es wird schon klappen, dafür werd ich irgendwie sorgen."
Entschlossen nickte ich, so als hätte ich das jetzt geklärt und musterte ihn nachdenklich.

Ich lächelte ihn schwach an. Vor ihm konnte ich scheinbar nichts verbergen.
"Ich mache mir einfach nur Sorgen. Aber ich vertraue dir.'
Bestimmt würde ich mit der Zeit ruhiger werden. Immerhin könnte es auch sein, dass wir Glück hatten.

Ich nickte nur stumm und probierte ihn einfach nur ein wenig zu beruhigen, in dem ich weiter über seinen Rücken strich um mich ein wenig entspannte. Es würde schon alles gut werden, dessen war ich sicher.

Seine Ruhe färbte langsam auf mich ab und ich entspannte mich deutlich.
Summend spielte ich weiter an seinem Kragen und lauschte dem Geräusch des Zuges.

Ich lauschte seinem Herzschlag und lächelte glücklich, als ich merkte, dass er sich beruhigt hatte. Zu erst musste das Problem mit dem Haus geklärt werden, danach konnten wir uns den anderen zuwenden.

Als der Zug schließlich langsamer wurde, richtete ich mich auf und warf einen kurzen Blick aus dem Fenster.
"Wir sind gleich da."

Der Anblick war schon beeindruckend und ich schnalzte mit der Zunge.
"Und da darf ich jetzt ein Jahr drin verbringen, mal schauen ob ich mich nicht noch irgendwann verlaufe."
Ich kicherte leise und streckte mich ein wenig, von der langen Fahrt waren meine Beine eingeschlafen.

"Du hast ja mich."
Lachend zog ich den Koffer aus der Ablage und wartete unruhig, bis der Zug hielt.
"Kannst du eigentlich Thestrale sehen?", fragte ich ihn leise und beobachtete, wie der Gang sich bereits mit Schülern füllte.

Ich erstarrte für einen kurzen Moment und schaute blicklos in die Ferne bevor ich langsam nickte.
"Ja kann ich. Und du?"

Ich war neugierig, wen er wohl hatte sterben sehen. Aber ich fragte nicht, dass wäre vielleicht zu aufdringlich gewesen.
"Ich habe Menschen umgebracht. Sicher kann ich sie sehen."
Ich versuchte gelassen auszusehen, als ich nach draußen trat und auf den Bahnhof Hogsmeade trat.

Ich schnalzte mit der Zunge, das hatte ich total vergessen. Natürlich konnte er sie sehen, aber wann war wohl das erste Mal gewesen? Für eine kurze Zeit stand ich noch im Abteil rum bevor ich ihm folgte.

Etwas widerwillig näherte ich mich den Kutschen und damit den Thestralen.
Mit jedem Schritt kam ich einer möglichen Trennung von Lucian näher, aber aufschieben ließ es sich nicht.
Ich scheuchte ein paar Zweitklässler davon und kletterte in die nächstbeste Kutsche, die noch frei war.

Schnell folgte ich ihm und glitt nahezu kontaktlos durch die Massen bevor ich mich zu ihm auf die Kutsche quetschte. Kurz musterte ich die Thestrale und grinste ihn dann an.
"Morbide Tierchen..."

"Aber faszinierend."
Alles, was mit Tod zu tun Hatte, faszinierte mich unwillkürlich. Vielleicht lag es daran, dass ich den Tod schon so oft gesehen hatte. Ich hielt mich kurz an der Sitzbank fest, als die Kutsche ruckelnd an fuhr und warf einen Blick zum Schloss hoch.

Ich nickte und sah mich um. Das alles war so neu für mich und ungewohnt. Ich wollte mir nicht vorstellen wie es ohne ihn gewesen wäre.

"Wo bist du hiervor zur Schule gegangen?"
Neugierig sah ich ihn an. Es war immer interessant zu hören, wie es dort draußen lief.

"Bei uns in der Nähe gab es eine ganz normale Schule. So was Hogwarts ähnliches gab es zwar auch, aber meine Eltern zogen es vor mich mit anderen zum Nachmittagsunterricht zu schicken oder mich selbst zu unterrichten."
Ich seufzte und massierte mir die Stirn.
"Es war nicht wirklich entspannend."

"Klingt auch wirklich sehr anstrengend."
Ich schwieg eine Weile und sah nach vorne.
"Sie waren sicher sauer, als das mit dem Vampir passiert ist, oder?"

Ich lachte auf und musterte ihn betrübt.
"Sauer ist untertrieben. Sie waren..."
Zögernd wand ich den Blick ab, ich wusste nicht genau wie ich das in Worte fassen sollte.
"Sie haben mich dafür gehasst, dass mir das passiert ist."

Ungläubig sah ich ihn einen Moment an, ehe ich naher rückte und eine Hand auf sein Bein legte.
"Du konntest doch nichts dafür. Das ist doch besser als wenn du gestorben wärst. Du kannst am allerwenigsten dafür."

Leicht lächelnd verschränkte ich meine Finger in den seinen und lehnte mich an ihn.
"Vielleicht. Aber ich hätte es auch verhindern können, dessen bin ich mir sicher. Ich habe es bestimmt auch irgendwie provoziert."

"Wie denn? Hast du dir den Hals aufgeschnitten und bist vor ihm rumgesprungen? Du traust dich sicher nicht mich zu verwandeln?"
Entrüstet sah ich ihn an. Das er das wirklich glaubte, ich konnte es jedenfalls nicht.

"Nein natürlich nicht." Ich knurrte wütend und starrte ihn an.
"Ich bin nachts alleine durch die Gegend gelaufen ohne meinen Zauberstab, war betrunken und hilflos. Das weckt den Jagdtrieb."

Ich zog die Augenbrauen nach oben.
"Weißt du wie viele Deppen nachts betrunken, alleine und ohne Zauberstab durch die Gegend ziehen? Das ist wie eine Losziehung, stell dich an den Straßenrand und deute wahlweise auf irgendwen, dann hast du ein Opfer. Das ist wirklich keine Provokation."
Ich schnaubte leicht ungläubig und schüttelte den Kopf.

Ich kaute auf meiner Lippe rum und murrte leise. Natürlich hatte er Recht, aber warum hatte mein Erschaffer mich dann ausgewählt? Ich wollte mich nicht mit dem Gedanken anfreunden, dass es einfach nur eine willkürliche Aktion war und ich gar keine Schuld daran trug.
"Du meinst also, dass ich einfach nur sehr viel Pech gehabt habe?" zischte ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.