Kings Cross und Gleis 9 ¾

(Xxxxxx)

Etwas verloren stand ich am Gleis und funkelte die Wand vor mir misstrauisch an. Ich hatte zwar schon einige durch sie gehen sehen, aber etwas in mir sträubte sich dagegen ihnen zu folgen. Nervös spielte ich mit dem Stein in meiner Tasche und dachte nach.

Ich entdeckte Lucian eher zufällig an der Wand und schlich mich, so gut es mit einem vollen Karren und fetten Kater im Weidekorb eben ging, an ihn ran
"Wen haben wir denn da? Nette Wand, oder?"
Kichernd sah ich zu der Backsteinmauer, die einem doch Angst machen konnte.

Erschrocken fuhr ich herum und musterte ihn überrascht. Ich war so sehr in Gedanken versunken gewesen, dass ich ihn nicht mal kommen gehört hatte.
"Ja, sie hat schon einen gewissen Charme." meinte ich und grinste ihn frech an.
"Ich hab dich gar nicht bemerkt."

Ich stützte die Unterarme auf dem Karrengriff auf und sah von der Wand zu ihm.
"Sie tut nur so fest. Eigentlich ist sie ziemlich durchlässig."
Ich grinste ihn schelmisch an.
"War Sinn und Zweck des Anschleichens."

"Das passiert mir aber nicht noch einmal mit dem Überraschen lassen."
Grinsend streckte ich ihm die Zunge raus und schaute dann von der Wand zu ihm. Ich funkelte ihn herausfordernd an und verschränkte die Arme vor der Brust.
"Dann geh du mal vor."

"Ich werde dich noch öfter überraschen, glaub mir."
Lachend packte ich den Karren und sah ihn belustigt an.
"Nicht, dass ich dich gleich holen muss."
Gelassen schob ich den Karren auf die Absperrung zu, lehnte mich gegen die feste Mauer und fand mich unversehens auf dem Bahngleis wieder.

Schmunzelnd blickte ich ihm nach und kniff die Augen zusammen als er verschwand. Ich trat noch einige Sekunden von einem Bein aufs andere bis ich ihm schließlich vorsichtig folgte und blind durch die Wand ging.

Zugegeben, ich hatte gar nicht so schnell mit ihm gerechnet.
"Da ist ja mein mutiger kleiner Mann."
Lachend sah ich ihn kurz an, ehe ich zum Zug blickte.
"Alles so altmodisch. Und das letzte Mal."

Ich probierte ihn böse anzufunkeln, grinste dann aber doch und stellte mich neben ihn. Der Zug war wirklich beeindruckend.
"Ist doch ein gutes Gefühl."
Ich glaubte nicht, dass es mein letztes Mal wäre. Es würde wirklich an ein Wunder grenzen wenn ich meinen Abschluss gleich beim ersten Mal bekommen würde, selbst wenn ich mir fest vornähme nur zu lernen.

"Ja, schon."
Kurz musterte ich ihn von der Seite, ehe ich Richtung Zug ging und murrend den Koffer in den Gang hievte
"Der Service ist echt schlecht."

Grinsend folgte ich ihm und wippte ungeduldig auf und ab.
"Gibt es also keine Zugbegleitung die einen mit Champagner verwöhnt?"

"Wovon träumst du nachts?"
Belustigt sah ich ihn an. Das wäre ja zu schön um wahr zu sein.
"Wir sollten besser nach einem leeren Abteil suchen. Weißt du schon, welches Haus dich nimmt?"

"Von anderen Dingen."
Mysteriös grinsend zwinkerte ich ihm zu und nickte dann, anschließend schüttelte ich den Kopf.
"Nein, keine Ahnung. Mein Vater meinte zu mir, dass ich direkt nach meiner Ankunft eingeteilt werde. Und du bist in welchem Haus?"

So manche andere Dinge konnte ich mir ausmalen.
Ich schleifte den Koffer hinter mir her durch den Gang und schlüpft schließlich in ein leeres Abteil, verstaute den Koffer in der Gepäckablage und ließ mich auf einen Sitz fallen.
"Ich bin in Slytherin. Hoffentlich kommst du da auch hin."

Ich tat es ihm gleich und ließ mich dann neben ihn nieder, neugierig huschten meine Augen durch das Abteil.
"Ich hoff es ebenfalls."
Ich wollte mir nicht vorstellen wie es wäre in ein anderes Haus zu kommen.

"Solange du nicht in Gryffindor landest, wird das alles vielleicht gar nicht so schlimm."
Ich sah eine Weile aus dem Fenster und dachte nach, ehe mir was einfiel.
"Glaubst du nicht, die Lehrer haben was gegen das trinken von Blut? Ich meine, die sind doch relativ zimperlich. Sowas würden die sicher nicht gerne sehen."

"Solange sie es nicht bemerken sollte es sie nicht stören...Und solange du es freiwillig machst, wüsste ich nicht was sie dagegen einwenden wollen."
Ich schauderte beim Gedanken an die Alternative zu richtigem Blut und kräuselte die Lippen.

"Problem ist nur, wenn uns jemand erwischt und verrät."
Ich schauderte leicht bei dem Gedanken. Es war nicht nur Sorge, was dann mit ihm war, sondern auch, wie ich reagieren würde. Ich war süchtig nach seinem Blut. Und ich war weder sanftmütig noch geduldig, bekam ich nicht, was ich wollte.

Ich biss mir auf die Lippe und dachte nach, mir missfiel die Vorstellung nicht mehr sein Blut trinken zu können. Und für ihn würde es unerträglich werden.
"Wir können nichts anderes machen als sehr gut aufzupassen. Und ich könnte dafür sorgen, dass die Person uns nicht verrät."

"Wir werden alles doppelt und dreifach kontrollieren."
Ich lehnte mich leicht an ihn, immerhin waren wir hier alleine, und sah trotzdem leicht beunruhigt zu ihm auf.
"Wie denn?"

"Hypnose. Was glaubst du warum sich die meisten nicht daran erinnern gebissen zu werden? Kanns nur leider nicht allzu gut, müsste aber ausreichen..."
Ich legte meinen Arm um ihn und senkte den Blick.
"Das klappt schon."

Erstaunt sah ich ihn an.
"Ich wusste gar nicht, dass du das kannst. Das ist... faszinierend."
Mein Blick schlug in Bewunderung um, ehe ich wieder besorgt aussah. Es konnte so viel schief gehen.
"Ich hoffe es", murmelte ich und legte den Kopf an seine Brust.

Langsam streichelte ich über seinen Rücken und schaute aus dem Fenster.
"Ich auch."
Es würde nicht entspannend werden, das konnte ich jetzt schon sagen.

Meine Gedanken kreisten ständig um den Mist, Der geschehen konnte.
Ich wollte momentan einfach nur glücklich mit ihm sein, nichts anderes.
Geistesabwesend spielte ich mit seinem Kragen und sah blicklos nach vorne.