Schlafsäle Jungen

"Ein Glück, dass wir uns getroffen haben."
Lächelnd legte ich die Arme um ihn und vergrub das Gesicht in seinen Haaren.
Kurz schloss ich die Augen und genoss einfach die Nähe zu ihm.

"Mhm....Ich weiß gar nicht mehr, was ich ohne dich machen würde...", nuschelte ich in sein Oberteil und genoss seine Nähe und Ruhe.

"Das weiß ich auch nicht", murmelte ich leise und strich mit den Fingerspitzen über seinen Arm. Ich wusste, für ihn würde ich alles tun. Selbst wenn es absolut absurd und verrückt war.

Genüsslich schloß ich die Augen und war in diesem Moment einfach nur glücklich. Glücklich ihn kennengelernt zu haben und auch glücklich ihn an mich gebunden zu haben. So würde ich ihn nie verlieren.

Ich wollte das Schweigen eigentlich nicht brechen, aber etwas lag mir doch auf der Zunge.
"Was würden deine Eltern hierzu sagen?"

Ich runzelte die Stirn und versuchte mir vorzustellen wie mein Vater reagieren würde.
"Ich glaube mein Vater würde mich einfach nur komplett aufgeben. Meinen, dass ich selbst dran schuld bin, weil ich mir das Leben ruiniere. Meine Mutter interessiert sich einfach nicht mehr für mich. Wie würden deine Eltern reagieren?"
Interessiert schaute ich zu ihm hoch.

Bei seinen Worten verzog ich das Gesicht, fing mich schnell aber wieder.
"Meine Mom würde sich freuen. Dad.. wäre erst etwas enttäuscht, er wünscht sich sicher jemand anderen für mich. Aber das ist mir egal."
Ich lächelte ihn leicht an. Kurz dachte ich an die Zeit zurück, wo Dad mich mit irgendeinem Mädchen hatte verkuppeln wollen. Wie hieß sie noch gleich? Lil? Luna? Lily?

Ich grinste breit zurück.
"Das klingt doch richtig gut."
Ich hatte aber das Gefühl, dass ihn noch irgendetwas beschäftigte.
"Worüber denkst du nach?"

Mit Mühe kam ich in die Gegenwart zurück und schüttelte lächelnd den Kopf.
"Nur an eine Freundin von früher, nichts weiter."

Ich senkte den Blick wieder und malte gedankenverloren Muster auf seinen Arm. Das wohlige Gefühl von Wärme überkam mich und ich lächelte in mich rein.

Grinsend lehnte ich mich an den Bettpfosten und schloss die Augen, bis ich unten die Mauer aufgehen hören konnte.
Leicht überrascht zuckte ich zusammen, öffnete die Augen wieder und richtete mich etwas auf.

Verwirrt fuhr ich hoch, ich war total abgedriftet und musste mich erstmal wieder orientieren.
"Was ist los?"

"Unten ist jemand", erwiderte ich leise und lauschte angestrengt.
Der Jemand war auf jeden Fall noch im Gemeinschaftsraum, aber alleine, was mich misstrauisch machte.

"Ja.."
Langsam hatte ich mich wieder orientiert und lauschte ebenfalls angestrengt. Panik stieg in mir auf als ich ahnte was da unten war und ich eilte Richtung Treppe um ein wenig von ihm wegzukommen und meine Sinne ganz auf die fremde Person zu konzentrieren.

Verwirrt sah ich ihm nach, stand dann mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend auf und folgte ihm langsam zur Treppe.
Was war denn bitte los?

Ich knabberte an der Innenseite meiner Wange und nickte schweigend in Richtung unten, bevor ich einige Schritte weiter ging. Dann sah ich zu ihm und legte den Kopf schief. War es sicher für ihn? Vermutlich schon.

Im Schlafsaal angekommen legte ich mich auf mein Bett den Kopf im Kissen vergraben. Trotz seiner aufmunternden Worte hatte ich immer noch Zweifel. Aber warum nur? Es störte mich.

Kurz sah ich ihn so da liegen, ehe ich mit den Fingern über seinen Rücken strich und mich dann in mein Bett legte, den Blick starr auf die Decke gerichtet.
Also war jeder meiner Herzschläge nun gezählt. Es verstörte mich nicht, denn ich fand es ganz romantisch, in den Armen meines Liebsten zu sterben. Aber Lily machte mir Sorgen. Erwischte sie mich vor ihm, starb ich in den Armen einer Fremden, da war ich mir sicher.

Ich drehte den Kopf zu ihm und musterte ihn kurz.
"Wie viel Zeit gibst du uns noch bis sie sich einmischt?"
Ich wollte es auf keinen Fall überstürzten, ich wusste nicht wie ich reagieren würde.

"Nicht viel. Sie wollte früher alles sofort, daran hat sich nie viel geändert."
Ich sah ihn an und zuckte mit den Schultern.
"Sie ist... bösartiger als früher."

Ich seufzte leise und wirkte niedergeschlagen.
"Das kommt vom Vampirdasein. Es macht einen zwangsläufig böse, manche mehr andere weniger."

"Das glaube ich nicht. Jeder ist gut und böse zugleich. Es kommt darauf an, welche Seite wir unser Handeln bestimmen lassen, und selbst dann ist es nicht nur gut oder böse."
Zuversichtlich lächelte ich ihn an und versuchte ihm das Gefühl zu geben, dass er das alles nicht so Schwarz sehen musste.

"Man fühlt sich überlegen. Es stimmt ja auch. Deswegen wird man überheblich und herablassend."
Ich zog leicht die Mundwinkel hoch.
"Und vielleicht ist es ja eher ein Gemisch aus beidem, aber eine Seite dominiert."

"Das ist wieder gut und böse."
Grinsend sah ich an.
"Aber ich freue mich schon."
Ich stockte kurz, ehe ich eine mir plötzlich in den Sinn kommende Frage stellte.
"Tut es weh? Sterben? Ich habe keine Angst, nur... ich würde es gerne wissen. Damit ich weiß, was ich erwarten kann."

Seine Vorfreude verwirrte und beruhigte mich zu gleich, er hatte scheinbr wirklich keine Angst davor und das nahm mir die meine teilweise.
Bei seiner Frage runzelte ich die Stirn und versuchte meine verschwommenen Erinnerungen zu deuten.
"Es tut nicht weh, es ist ein...seltsames Gefühl. Ich kann es nicht beschreiben, aber ich werde probieren es so schnell wie möglich zu machen."