Die Plattform

(Xxxxxx)

Es war relativ kühl hier draußen, aber das störte mich wenig. Aufmerksam sah ich mich um, ehe ich zu Lucian blickte und leicht grinste.
"Da wären wir."

Meine Augen wanderten über die Plattform ehe sie auf ihm ruhten.
"Dann ist es wohl so weit..."
Ich zog die Mundwinkel leicht nach oben und verschränkte die Finger ineinander.

"Scheint so."
Ich lächelte und ging auf ihn zu, legte die Hände an seine Wangen und küsste ihn sanft. Alles was ich wollte war er, der Rest war mir egal.

Ich legte meine Hände auf die seinen und schloss die Augen. Noch diesen letzten Moment genießen in dem er noch atmete und ich seinen Herzschlag hören konnte.
Vorsichtig erwiderte ich den Kuss und versuchte an nichts zu denken, was mir auch gelang.

Ich versuchte mir dieses Gefühl so gut es ging einzuprägen, ich wusste nicht, ob es als Vampir ebenfalls noch so war.
Ich seufzte leise und grub die Finger in seine Haare, ehe ich einen Arm um seine Hüfte schlang und ihn enger an mich zog.

Ich schlang meine Arme um seinen Hals und drückte mich an ihn. Ich wollte seine Wärme ein letztes Mal spüren. Meine Lippen wanderten seinen Hals auf und ab und ich knabberte an seiner Kehle.

Ich erschauerte leicht und krallte die Finger kurz in sein Hemd, ehe ich atemlos lachte und den Kopf leicht in den Nacken legte.
Gäbe es Lily nicht, würde ich die ganze Sache vielleicht doch aufschieben, aber so hatte ich keine Wahl.

"Du solltest vielleicht nicht stehen..." murmelte ich und zog ihn zu mir runter, während ich langsam in die Knie ging. Die Ruhe, welche durch seine Anwesenheit entstand, wurde immer nur kurz durch kleinen Panikwellen gestört. Ich wusste nicht was passieren würde.

Vertrauensvoll ließ ich mich von ihm mitziehen und sank zu Boden. Ich klammerte mich an ihn und wartete gespannt, was nun kam und wie es sein würde.

Kurz hingen meine Lippen über seinem Hals bevor ich den Kopf hob und sein Gesicht mit beiden Händen umfasste. Lange schaute ich ihm einfach nur in die Augen bis ich meine Stirn an die seine drückte und leicht lächelte. Nun war ich mir sicher, dass es das Beste für uns beide wäre.

Lächelnd schloss ich kurz die Augen und fuhr mit dem Fingern durch seine Haare, ehe ich seinen Kopf zu meinem Hals zog. Ich war absolut bereit, mein Leben zu lassen, und wollte es nicht noch länger hinaus zögern.

Ich legte meine Hände wieder um seine Schultern und zog ihn an mich ran, dann versenkte ich die Zähne in seinem Hals und trank. Der Geschmack explodierte in meinem Mund und ich war froh, dass ich sowieso eher hungrig war, schließlich hatte ich jetzt 5 Liter Blut zu trinken. Ich lauschte seiner Atmung und konzentrierte mich auf seinen Herzschlag, ich fragte mich wie er mit dem Gefühl zurecht kommt.

Es war noch genauso berauschend wie beim ersten Mal und ich drängte mich an ihn. Ich vergaß alles, wohin hier das führte, warum es getan werden musste, für mich zählte im Moment nur, ihm nahe zu sein. Ich merkte, wie nach einer Weile mein Herz anfing noch schneller zu schlagen, Angst in mir auf stieg und ich schlang die Arme zitternd enger um ihn.

Ich musste mich wirklich dazu zwingen nicht von ihm abzulassen, denn ich wusste würde ich jetzt aufhören, würde ich mich nie wieder trauen. Seine Panik sprang trotzdem auf mich über und ich krallte die Finger in seinen Rücken. Aber trotzdem trank ich weiter und war mir ziemlich sicher, dass ich schon mindestens zwei Liter getrunken hatte.

Bebend biss ich mir auf die Zunge, um die Panik nieder zu kämpfen, doch ich konnte nicht anders als mich leicht zu winden und gab einen erstickten Laut von mir.
Nach und nach verschwand die Panik und mir wurde kalt und ich wurde müde, eine seltsame Lethargie ergriff von mir Besitz.

Ich zuckte bei seiner Reaktion zusammen und wimmerte leise. Es schmerzte mich ihn so zu sehen, und ich wusste, dass ich auch noch dran schuld war. Noch panischer wurde ich als ich merkte, dass er mit jedem Schluck immer schwächer wurde. Bald war es soweit und ich hatte Angst, dass ich bei seinem Anblick nicht mehr rational denken könnte.

Selbst durch die Dämmerung, die in meinem Kopf anbrach und meine Sicht abwechselnd verschwimme und wieder scharf werden ließ, hörte ich sein Wimmern und strich beruhigend über seinen Nacken.
Mein Herz hatte aufgehört zu rasen und schlug erschreckend langsam.

Es fiel mir schwerer zu trinken, da immer weniger Blut pro Herzschlag in meinen Mund gefördert wurde. Ich konzentrierte mich auf seinen Herzschlag und versuchte abzuschätzen wann er genug verloren hatte, dann erst löste ich mich von ihm.
Mit einer Hand stützte ich ihn damit er nicht umfiel und biss mir ins Handgelenk der anderen, welches ich dann an seinen Mund pressen wollte. Aber ihn so zu sehen ließ mich in der Bewegung erstarren, er war so gut wie tot. Selbst wenn sein jetziger Zustand nur kurz anhielt merkte ich wie die Panik mich überrannte. Schnell drückte ich ihm mein blutendes Handgelenk an den Mund und schloss die Augen hoffend, dass er anfangen würde zu trinken.

Die Welt war für mich zu einem angenehm verschwommenen Schatten geworden, der sich langsam verdunkelte. Doch die aufziehende Dunkelheit schwand, als etwas nasses meine Lippen benetzte und ich begann automatisch zu trinken.
Der Geschmack kam mir vage bekannt vor, doch im Moment wusste ich nicht so genau, woher.

Erleichtert entspannte ich mich ein wenig als er anfing zu trinken und beobachtete ihn interessiert. Es war ein seltsames Gefühl. Aber der Schock ihn so zu sehen steckte mir immer noch in den Knochen.

Gierig trank ich weiter und krallte mich an seinen Arm, als würde mein Leben daran hängen. Mit jedem Schluck wich die bedrohliche Schwärze, aber ganz verschwand sie nicht.

Ich blieb ruhig sitzen und beobachtete ihn weiterhin. Ob er sich daran erinnern würde? Ein leichtes Ziehen wanderte meinen Arm hoch aber ich kümmerte mich nicht weiter drum.

Schließlich ließ ich von ihm ab und sank einfach in seinen Armen zusammen.
Erschöpft und stumpfsinnig sah ich nach vorne, ohne wirklich etwas zu sehen.

Ich zog ihn zu mir und strich ihm langsam über den Kopf.
"Alles ist gut..."
Ich wusste nicht genau was gerade mit ihm passierte, aber ich würde jetzt für ihn da sein.