Toilettenräume

Es hatte sich seltsam angefühlt von jemandem getröstet zu werden, aber nicht unbedingt schlecht. Ich hatte es wohl irgendwie gebraucht. Zaghaft lächelte ich ihn an und war mir nicht sicher was ich sagen sollte.

Ich erwiderte sein Lächeln zögernd und sah dann zur Seite. Der Fluchtinstinkt kämpfte hartnäckig mit dem Wunsch zu bleiben. Ich war ratlos.

Schließlich räusperte ich mich leicht und grinste wieder.
"Hat ja aber auch seine guten Seiten, das Dasein als Vampir....Man lernt so auch ganz interessante Leute kennen."
Kurz musterte ich ihn nachdenklich und kratzte mich am Kopf.
"Ist bei dir alles in Ordnung?"

"Scheint so zu sein."
Mein Blick wanderte zur Tür und dann wieder zurück zu ihm. Scheinbar war es Zeit für eine Entscheidung, und damit Zeitt, ins offene Messer zu springen.
Mein Herz sprang mir fast die Kehle hoch, als ich tief Luft holte, zur Decke sah und zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor brachte: "Nein. Ich mag dich. Wirklich."

Würde mein Herz noch schlagen, hätte es jetzt für einen Schlag ausgesetzt. Waren das die Drogen in seinem Blut die anfingen auf mich zu wirken?
Ich hatte mich seit meiner Verwandlung immer darum bemüht in Menschen nicht mehr als Nahrung zu sehen, da sie in mir meist nicht mehr als das Monster sahen. Daran lag es wohl, dass ich mir nicht eingestehen wollte, dass ich ihn ebenfalls mochte.
"I-ich glaub, ich dich auch." brachte ich schließlich stammelnd hervor.

Überrascht wandte ich den Blick ab und sah ihn, während mein Herz einen stolpernden Sprung machte. Er mochte mich. Das war überraschend. Absolut. Normalerweise mochten Leute mich nicht. Ich war verrückt und seltsam, voll mit Alkohol und Drogen die meiste Zeit über.
Und ihm schien das nicht zu kümmern. Vorsichtig lächelte ich und trat einen Schritt auf ihn zu.
"Da bin ich wirklich erleichtert. Ich dachte, ich wäre nicht mehr als... ein Snack gewesen."

Etwas verlegen schaute ich zur Seite. Anfangs vielleicht, da war es nur ein lustiges Spiel gewesen, aber irgendwie hatte ich bei ihm ein anderes Gefühl und es fühlte sich gut an.
Ich schaute wieder auf und schüttelte langsam den Kopf.
"Nur ganz am Anfang...Jetzt bist du wohl irgendwie..mehr für mich."
Meine eigenen Worte verwirrten mich, aber ich wusste das es die Wahrheit war, so ungewohnt es sich auch gerade anfühlte.

Meine Mundwinkel zuckten leicht, aber ich lachte nicht. Das wäre nur unpassend gewesen.
"Dann sollten wir das Beste daraus machen, irgendwie.'
Ich wollte ihn nicht gehen lassen. Das war auch der Grund, warum ich so lange noch geblieben war. Ich versuchte nicht daran zu denken, dass alles schief laufen könnte. Einfach nicht an die Zukunft denken, der Moment war gut genug.

Schnell ging ich noch ein paar Schritte auf ihn zu, die Angst vor all den Dingen die geschehen und gesagt werden könnten, war einfach vergessen und ich schlag die Arme um seinen Hals.
"Sollten wir wirklich."
Grinsend küsste ich ihn kurz, die Tatsache, dass ich dabei eher an ihm dran hing als wirklich zu stehen, störte mich aber nicht wirklich. Wenn er schon so hohe Schuhe anzog, musste er eben damit leben.

Ich erwiderte den Kuss, ehe ich wirklich belustigt auf ihn nieder sah.
"Ich sollte Schuhe mit weniger Sohle tragen. Oder du solltest wachsen."

"Ich glaube es wäre einfacher, wenn du weniger Sohle tragen würdest."
Lachend löste ich mich von ihm und wippte grinsend auf und ab, während ich ihn musterte. Ich hätte niemals damit gerechnet, dass es so kommen würde und die ganze Sache verwunderte mich immer noch.

"Aber ich hab so viele Schuhe mit einer solchen Sohle."
Lachend musterte ich ihn. Das es so mit mir kam hatte ich nie gedacht. Aber es war gut, fühlte sich zumindest momentan so an.

Übertrieben resigniert seufzend fuhr ich durch meine Haare und schaute auf seine Schuhe.
"Tja, dann werd ich wohl noch wachsen müssen, was?"
Ich grinste ihn frech an und stellte mich auf die Zehenspitzen.
"Aber hübsch sind sie auf jeden Fall."

"Ja, oder du holst dir ähnliche Schuhe."
Grinsend sah ich ihn an und hauchte ihm einen kurzen Kuss auf die Lippen.
"An dem Kritierium wähle ich vieles aus."

"So würde ich auf jeden Fall besser an Hälse rankommen" meinte ich kichernd und errötete leicht.
"Ausgewählt, so so..." Grinsend musterte ich ihn und legte den Kopf schief. Das Leben war schon seltsam manchmal.

"Ja, würdest du wahrscheinlich wirklich. Nicht jeder beugt sich freiwillig nach unten. Oder setzt dich auf Anrichten für sowas."
Ich grinste ihn süffisant an.
"Wobei du ja eher mich ausgewählt hast."

"Ich habe scheinbar einen guten Riecher"
Ich zwinkerte ihm zu und leckte mir anzüglich über die Lippen. Insgeheim fragte ich mich, ob ich ihn überfordern würde, wenn ich nur noch ihn als "Blutquelle" hätte. Etwas an dem Gedanken bei anderen zu trinken, jetzt wo ich diese...Sachen für ihn empfand, schreckte mich ab.

"Den hast du scheinbar wirklich."
Mein Grinsen ging doch etwas zu sehr ins perverse und ich versuchte es zu verharmlosen.
"Wir stehen immer noch in einer Toilette. Sollten wir nicht langsam mal... woanders hin?"

Wie als hätten sie nur darauf gewartet erinnerten mich meine Geruchsnerven daran, dass in einer Ecke etwas sehr unschönes lag und ich nickte.
"Gerne, was schlägst du vor?"

"Wir könnten zu mir. Ich wohne gleich um die Ecke und da ist es nicht so voll. Und es riecht besser", fügte ich hinzu und rümpfte leicht die Nase. Theoretisch konnte das auch falsch rüber kommen, aber das war mir in den Moment egal.

"Worauf warten wir dann noch?" grinsend drehte ich mich um und spazierte Richtung Tür. Selbst wenn er die Kanalisation vorgeschlagen hätte, wäre ich ihm gefolgt. Alles war mir lieber als zurück nachhause zu gehen, wo mein Vater nur auf mich warten würde, mit dem vorwurfsvollen Gesichtsausdruck.

Milde belustigt sah ich ihm nach und folgte ihm dann. Er schien es wirklich eilig zu haben. Und mir war es mehr als recht, dass er mit kam. Dann musste ich die drückende Stille meiner leeren Wohnung nicht ertragen. Ich konnte nicht mit Menschen sein, aber alleine ging es auch kaum.