Toilettenräume

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Nachdenklich lehnte ich an die verdreckten Kachelwand, die vermutlich irgendwann mal weiß gewesen war, und zog an meiner Zigarette. Die viel zu laute Musik hörte man selbst hier noch gut und ich spürte das Wummern des Basses im Magen.
Warum war ich nochmal hierher gekommen? Vermutlich war es die Hoffnung auf eine einfache Mahlzeit, die mir bist jetzt aber noch nicht gegönnt wurde. Zu viele waren in Gruppen unterwegs.
Ich seufzte niedergeschlagen und tastete in reiner Gewohnheit nach meiner Kette. Gut alles noch da.

Warum zwängte sich nicht jeder in eine Toilettenkabine irgendwo in einem Club. Ich hatte das Event genutzt, um mich noch einmal richtig abschießen zu können, bevor ich mein letztes Schuljahr antrat.
Meine Plateaustiefel waren gegen die Wand gedrückt, mit dem Rücken lehnte ich an der anderen und bekam langsam ein taubes Gefühl in den Beinen.
Bis eben hatte ich geglaubt, alleine zu sein. Aber war da nicht noch jemand draußen?

Ich drückte die Zigarette an der Wand aus und ließ den Stummel achtlos zu Boden fallen. Zwischen dem ganzen anderen Zeug das hier lag würde der sowieso kaum auffallen, geschweige denn jemanden stören. Kurz wedelte ich mit einer Hand um den Rauchgeruch ein wenig zu vertreiben und schnalzte dann ein paar Mal mit der Zunge. Das Hungergefühl war weg, zu mindestens für den Moment.
Leise summend ging ich ans Waschbecken um mir die Hände zu waschen, als mir der relativ frische Geruch eines anderen Menschen auffiel. Ich war also doch nicht alleine.

Als ich das Schnalzen hörte, wurde mir klar, dass ich nicht alleine war. Instinktiv zuckte meine freie Hand zu meinem Zauberstab unter meinem Mantel, aber dann ließ ich es bleiben. Um jemanden anzugreifen müsste ich meine Füße von der Wand kriegen und meine Beine sortieren. Nein danke.
Stattdessen warf ich einen Blick auf meine halb volle Bierflasche in meinen Händen und sah dann zu dem Täschen mit Cocaine auf dem Toilettenkasten. Wo hatte ich das noch gleich geklaut?

Ich hörte die Bewegung der Person und roch nun auch deutlich den Alkohol. Ein ganz normaler Mensch wäre jetzt vermutlich einfach gegangen, aber mir war langweilig. Viel zu langweilig. Ich wollte mich vom knurrenden Magen ablenken und ganz vielleicht hatte ich hier einen kleinen Snack gefunden. Also schlich ich grinsend zur Tür hinter der ich die Person vermutete. Egal was nach diesem Moment geschah, es würde auf jeden Fall lustig werden.
Mit einem breiten Grinsen im Gesicht riss ich die Tür auf.

Erschrocken fuhr ich zusammen, aber zum Glück war mein Hirn schneller als mein Instinkt, der noch gegen Alkohol und Drogen kämpfte.
Kurz musterte ich den jungen Mann vor mir und hob grinsend die Flasche.
"N'Abend. Schöne Feier, oder?"
Ich hatte keinen Schimmer, wer er war oder was er wollte. Aber vielleicht fand ich es ja noch raus.

Ich schnaubte amüsiert und musterte ihn ebenso eindringlich wie die Kabine in der er sich befand. Deutlich erkannt ich die riesigen Pupillen und grinste in mich rein. Ob die Drogen im Blut irgendeinen Effekt auf mich haben würden? Ich würde es ja herausfinden.
"Geht so, war schon auf besseren."
Zu viele Menschen an einem Ort konnten auf die Dauer doch recht anstrengend sein und hier schien Körperhygiene ein Fremdwort zu sein, weil viele wie ein Käfig voller Mader stanken.

Ich hielt seinem eindringlichen Blick stand und lachte leise.
"Ich würde dir gerne einen Stuhl anbieten, aber du siehst, ich habe keinen. Und bessere Feiern gibt es immer. Ich mag sie ein wenig... privater. Riecht auch besser."
Grinsend nippte ich an meinem Bier.
"Und, was möchtest du?"

Hm, er schien zu mindestens nicht so abgestumpft zu sein wie viele andere und Blicke schien er auch aushalten zu können. Ich konnte nicht sagen was für ein Wesen er war, Zauberer rochen schließlich fast genauso wie Menschen und in dieser Hülle aus Alkohol war das sowieso kaum zu erkennen.
Also traute ich mich nicht gleich an ihn ran, ungern würde ich mich an der gegenüberliegenden Wand wiederfinden.
"Nur ein bisschen was trinken. Nichts großartiges."
Ich betonte trinken ein wenig seltsam und legte den Kopf schief, mal schauen was er tun würde. Meine Zähne sollte er eigentlich noch nicht gesehen haben, also gab es auch nichts bedrohliches an meiner Aussage.

Ich war neugierig, neugierig genug, die Füße auf den Boden zu stellen. Bei der leicht ruckartigen Bewegung verrutschte mein Mantel ein Stück und offenbarte meinen Zauberstab kurz. Seine Betonung des Wortes 'Trinken' machte mich leicht stutzig, aber ich kümmerte mich nicht darum.
"Was trinken also? Ganz allein?"

Ich unterdrückte einen Fluch und grinste schief. Da fand ich einmal eine Person, die nicht in einer Gruppe rumhing und was war sie? Zauberer. Na toll, Glück war für mich einfach ein Fremdwort.
"Jetzt bin ich es ja nicht mehr, oder?"

"Nein, jetzt sind wir zu zweit. Da gibt es so viel mehr Möglichkeiten, nicht?"
Süffisant grinste ich und zwinkerte ihm zu, bevor ich noch einen Schluck Bier nahm und den Kopf schief legte.
"Was willst du tun?"

Erst musste ich diesen dämlichen Zauberstab loswerden, danach könnte ich weiter sehen. Unschuldig blinzelte ich mehrmals und lächelte engelsgleich.
"Wie meinst du das jetzt? Trinken natürlich?"

Testweise hielt ich ihm meine Flasche hin.
"Ich hab keine ansteckenden Krankheiten, ich bin vollkommen gesund."
Trotzdem war ich etwas misstrauisch, hier war was im Busch.

Gut, sehr gut. Also würde ich mir auch keine seltsame Krankheit über sein Blut holen, abgesehen von dem nervigem Holzstab war er einfach das perfekte Opfer.
"Trink du ruhig zuerst, gehört schließlich dir."
Ich musste einfach nur einen passenden Moment abwarten.

Wirklich verdenken, dass er die Flasche nicht annahm, konnte ich ihm nicht. Aber statt etwas zu trinken, stellte ich die Flasche auf den Boden.
Leicht schwankend stand ich auf und streckte mich kurz. Die lange Zeit so eingeengt in dieser Kabine zu sitzen war unangenehm gewesen.
Grinsend sah ich auf ihn runter und strich mir die Haare aus den Augen.

Das wurde ja immer besser. Ich schnaubte frustriert und kniff missgelaunt die Augen zusammen während ich zu ihm hoch schaute. Wie sollte ich denn jetzt an seinen Hals kommen ohne mich dabei total zum Affen zu machen? Versuchshalber stellte ich mich auf die Zehenspitzen und schnalzte mit der Zunge. Gute Voraussetzungen waren was anderes.

Leicht verwirrt sah ich ihn an, als er sich auf die Zehenspitzen stellte.
Hatte der einen im Tee oder was?
Seltsame Leute war ich gewohnt, also ging ich an ihm vorbei in den Waschraum und streifte ihn dabei leicht.
Summend drehte ich den Wasserhahn am Becken auf und begann, die doch nervigen Schnüre am Ärmel meines Mantels zu lösen.
"Wo gehst du eigentlich zur Schule? Du siehst noch jung aus."

Ich biss die Zähne zusammen als er mich streifte. War das gemein. Dann folgte ich ihm und begutachtete kurz mein Spiegelbild bevor ich ihm antwortete.
"Hogwart...also ich gehe dieses Jahr hin. Du bestimmt auch?"
Fragend hob ich eine Augenbraue, es wäre dumm jetzt noch so zu tun, als wüsste ich nicht, dass ich einen Zauberer vor mir hatte.

"Ja, dieses Jahr ist mein letztes."
Energisch zerrte ich die Ärmel nach oben und hielt meine zitternden Hände unter den Hahn. Ich wollte ein wenig klarer im Kopf werden, die Drogen fuhren in meinem Hirn Karussel.
Ich beugte mich nach vorne über das Becken und spritzte mir kurz etwas Wasser ins Gesicht, ehe ich die Hände auf dem Beckenrand abstützte und so stehen blieb, ein leichter Schwindel im Kopf.

Wir waren also im selben Jahrgang, ich fragte mich wie es da wohl war. Nachdem ich die Schule in Rumänien wegen gewisser Komplikationen verlassen musste, hatte mich mein Vater für ein Jahr unterrichtet und jetzt sollte ich gleich meinen Abschluss machen. Ich wäre überrascht, wenn ich es tatsächlich schaffen würde.
Grinsend beobachtete ich ihn, er war geschwächt. Vielleicht könnte es ja doch klappen, also näherte ich mich ihm unauffälllig, im Kopf noch die genaue Stelle wo sein Zauberstab war. Einen Versuch war es wert.
"Was hast du eigentlich genommen, hm?" meinte ich beiläufig. Das sollte ihn hoffentlich ablenken.

Mit Genugtuung dachte ich daran, dass ich nach diesem Jahr endlich meine ganze Aufmerksamkeit meiner Kunst widmen konnte. Ich war zur Zeit der Schlacht von Hogwarts noch in den USA gewesen und hatte die Schule dort besucht. Doch meine Kunst hatte mich nach England gerufen und ich legte den lästigen Namen Ace Hugh James ab, wurde einfach nur zu Ace Harlequinn.
Ich schloss die Augen und lachte leicht.
"Schmerzmittel und Kokain vornehmlich. Nichts wildes also."

Ich kicherte leise, na also geschlossene Augen.
"Das klingt doch nach einem guten Abend."
Ganz langsam griff ich mit einer Hand nach seinem Zauberstab, jetzt stellte sich heraus ob er wirklich ausreichend vollgedröhnt war um das nicht zu bemerken.

"Bis jetzt war er eher mäßig, dass interessanteste war, dass ich keine Ahnung mehr habe, wem ich das Kokain geklaut habe."
Blinzelnd öffnete ich die Augen und sah nicht mehr als verschwommene Flecken, die ich nicht zuordnen konnte. Benommen schüttelte ich den Kopf.